Mandanten wollen den Anwalt hören, nicht lesen
„Reden, reden, reden.“ Das gab Monika Nöhre, Schlichterin der deutschen Rechtsanwaltschaft, den Anwältinnen und Anwälten auf den Weg. Die 7.200 Fälle der Schlichtungsstelle seit 2009 zeigten, dass im schiefgelaufenen Mandat meist die Kommunikation schlecht sei. Anwälte seien häufig in einer passiven Rolle. Gestritten werde über Regressfragen, aber vor allem über die Anwaltsvergütung. Sie warb dafür, dass Anwältinnen und Anwälte bei Konflikten mit dem Mandanten von sich den Gang zur Schlichtungsstelle vorschlagen. Anwälte sollten aktiver werden. „Der Mandant will seinen Anwalt hören, nicht lesen“, sagte Nöhre.
Innovation aus der Anwaltschaft: Risikomanagement
Höhepunkt der Schwerpunktveranstaltung war dann Martin Diller, Rechtsanwalt bei Gleiss Lutz in Stuttgart, lange Managing-Partner der Kanzlei und heute noch für das Risikomanagement zuständig. Er stellte einen ganzheitlichen Ansatz des anwaltlichen Risikomanagements vor. Anwältinnen und Anwälte sollten für ihre Kanzlei die Risiken ermitteln. Wie wahrscheinlich sind sie? Welche Auswirkungen hätten sie? Wie kann ich sie minimieren? Dann zeige sich schnell, dass die Angst vor Haftungsfällen häufig größer als angemessen sei, während die Gefahr des Auseinanderfallens einer Kanzlei vielleicht unterschätzt werde. Die größten Auswirkungen habe heute aber der Reputationsverlust für eine Kanzlei durch unethisches Handeln – gerade auch, weil dieses Risiko nicht zu versichern sei. Diller betonte, dass die unseriösen Mandate meist sehr seriös angefangen hätten. Es sei für eine Kanzlei eine Herausforderung zu erkennen, wann ein Mandat in den unethischen Bereich abdrifte – erst recht, wenn das Mandat finanziell lukrativ sei.
Viele Veranstaltungen rund um den Fehler: Der Anwaltstag war kein Fehler
Nach Legal Tech 2017 in Essen und dem Strafrechtsschwerpunkt 2016 in Berlin ging es bei diesem Deutschen Anwaltstag in Mannheim um ein Thema aus der Mitte des anwaltlichen Arbeitsalltags. Der Mensch macht Fehler, kann Risiken schwer beurteilen und muss mit seinen Unzulänglichkeiten leben. Das Thema „Fehlerkultur“ kam bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern richtig gut an. Denn innovative Anwältinnen und Anwälte spüren im Markt: Allein vom Nimbus der Anwaltszulassung lässt sich nicht mehr zehren. Die Mandanten erwarten gute Rechtsdienstleistung zu einem guten Preis. Und da gehört heutzutage auch eine gelebte Fehlerkultur dazu – da wird dann sogar ein Fehler einmal verziehen.