„Begonnen hat alles mit den Arbeitsgemeinschaften“, erzählt Michael Eckert, der Vorsitzende des Anwaltsvereins Heidelberg. Vor einigen Jahren hatte der Verein ein besonderes Modell für die Weiterbildung der Mitglieder entworfen. Unter dem Dach des Vereins wurden lokale Arbeitsgemeinschaften gegründet, die Fortbildungen anbieten - von Arbeits- bis Insolvenzrecht. Für die Veranstaltungen dieser AGs gibt es DAV Fortbildungsbescheinigungen, zudem werden sie von den Kammern als Fortbildungen für den Fachanwaltstitel akzeptiert.
Das Konzept kam gut an. Auch der benachbarte Mannheimer Anwaltsverein gründete entsprechende AGs. Allerdings gibt es Themen, für die sich immer nur ein paar Anwälte in den Vereinen interessieren. „Die Idee war es dann, dass Mannheim und wir uns mit gemeinsamen Arbeitsgemeinschaften zusammentun – und dass jedes Mitglied aus einem der Vereine auch beim anderen Verein Veranstaltungen mitmachen kann, ohne, dass es etwas kostet“, sagt Michael Eckert. Allein der Nachweis der Mitgliedschaft reicht.
Später kamen dann auch die anderen Anwaltsvereine aus der Region hinzu, und beteiligten sich an der Kooperation: der Ludwigshafener Anwaltsverein, der Speyerer Anwaltsverein und die Anwaltsvereinigung Frankenthal. Es entstand ein lockerer Verbund der Anwaltsvereine in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Gastgeber des Deutschen Anwaltstags 2018
Doch bei der Zusammenarbeit bei den Arbeitsgemeinschaften sollte es nicht bleiben. Die Anwaltsvereine der Metropolregion haben bereits zwei regionale Anwaltstage ausgerichtet. Beim ersten kamen noch rund 120 Teilnehmer, drei Jahre später waren es über 300. Als der DAV auf den Mannheimer Anwaltsverein zuging, um zu fragen, ob Mannheim den Deutschen Anwaltstag ausrichten wolle, lag es da nur nahe, dass sich die Vereine der Metropolregion auch hierfür wieder zusammentaten. Damit hat der diesjährige Deutsche Anwaltstag nicht nur einen, sondern gleich sechs Gastgeber.
Ohnehin versteht sich die Region als gemeinsamer Wirtschaftsraum, den siebtgrößten in Deutschland, der sich über drei verschiedene Bundesländer erstreckt: Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Insgesamt wohnen hier 2,4 Millionen Menschen.
„Es ist sinnvoll, die Kräfte in der Region zu bündeln“, sagt Prof. Ralph Landsittel, Vorsitzender des Mannheimer Anwaltsvereins. „Auch über die Grenzen der Bundesländer hinweg.“ Die beteiligten Anwaltsvereine haben ein Planungskomitee gebildet, in das jeder Verein Vertreter geschickt hat. „Natürlich möchte da jeder seine Stadt weit vorne wissen. Das wurde dann freundschaftlich diskutiert und gelöst“, erzählt Prof. Landsittel. Am Mittwochabend etwa findet in Mannheim im John-Deere-Forum das Get-together statt. Die Heidelberger laden am Freitagabend ins Heidelberger Schloss ein.
Die Aufgaben in der Gruppe der Anwaltsvereine haben sich dann durch das Programm ergeben. Wert wird darauf gelegt, dass viele Referenten aus der Region kommen. Zudem werden gute Beziehungen zu den rechtswissenschaftlichen Fakultäten in der Region gepflegt. So konnte auch ein eigenes Programm für Studierende, Referendare und junge Rechtsanwälte aufgestellt werden. Zentraler Veranstaltungsort ist das Congress Center Rosengarten in Mannheim. Das sei sinnvoll, um den Teilnehmern kurze Wege bieten zu können, meint Prof. Landsittel.
Gerade die kleinen Vereine profitieren von der Zusammenarbeit in der Metropolregion. Der Speyerer Anwaltsverein hat gerade einmal 73 Mitglieder. „In so einer kleinen Gruppe finden sich immer nur ein paar Leute, die ein Thema interessiert“, stellt Stephan Schultz, Vorsitzender der Speyerer Anwaltsvereins, fest.
Da ist es sinnvoll, dass die Mitglieder des Speyerer Anwaltvereins auch an den Seminaren des Mannheimer Anwaltsvereins teilnehmen können – und umgekehrt. Ohnehin liegt in der Metropolregion vieles dicht bei einander. „Nach Mannheim fahre ich 20 Minuten. Innerhalb Berlins ist man zum Teil deutlich länger unterwegs“, sagt Schultz.
Die Zusammenarbeit im Planungskomitee für den Deutschen Anwaltstag hat er als durchweg positiv erlebt. „Wir saßen zusammen und haben uns gefragt: Was können wir machen? Und wer kann was erledigen?“, erzählt Schultz. Als Dozent an der Universität Speyer habe er zum Beispiel einen guten Zugang zu den dortigen Studenten und habe dort Werbung für die Veranstaltungen gemacht, die sich speziell an jüngere Kollegen wenden.
Kooperation für die Zukunft
Durch die Organisation des Anwaltstages sind die Anwaltsvereine der Metropolregion noch enger aneinander gerückt. „Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis“, sagt Schultz. Er kann sich vorstellen, dass die Kooperation in Zukunft noch vertieft wird, etwa bei den Seminaren oder bei gemeinsamen Veranstaltungen. Für den Speyerer Anwaltsverein ist die Zusammenarbeit insgesamt eine tolle Sache, findet Schultz. „Wir als kleiner Verein wären allein nie in der Lage gewesen, so etwas auf die Beine zu stellen. So können wir tatsächlich mitwirken und mitgestalten.“
Auch Prof. Landsittel vom Mannheimer Anwaltsverein bestätigt die gute Zusammenarbeit zwischen den Vereinen. „Insgesamt konnten wir die persönlichen Kontakte noch weiter intensivieren. Und es macht Spaß“, sagt der Vorsitzende. „Das Konzept finde ich persönlich empfehlenswert. Es erhöht die Schlagkraft und die finanzielle Leistungsfähigkeit.“
Lässt sich die Kooperation eventuell auch auf andere Regionen übertragen? „Auf jeden Fall“, ist sich Michael Eckert vom Anwaltsverein Heidelberg sicher. „Natürlich hat jede Region ihre lokalen Besonderheiten. Aber gerade Vereine mit weniger als 100 Mitgliedern haben so die Möglichkeit, gemeinsam Veranstaltungen und Fortbildungen auf die Beine zu stellen, indem sie die Last auf mehrere Schultern verteilen.“ Doch wie weit kann die Zusammenarbeit gehen? „Das, was besser allein gelöst werden kann, soll auch von den Vereinen selbst gemacht werden. Da, wo die Zusammenarbeit sinnvoll ist, arbeiten wir zusammen“, erklärt Prof. Landsittel. Das gilt für den diesjährigen Anwaltstag und auch für die Zukunft der Anwaltsvereine in der Metropolregion Rhein-Neckar.